Die Symphonien von Ludwig van Beethoven sind weltberühmt, seine Neunte ist eine der meistgespielten Symphonien weltweit. Jeder von uns wird zumindest Teile davon kennen.

Für seine zehnte Symphonie hat Beethoven 40 Fragmente hinterlassen, er konnte die Sinfonie vor seinem Tod leider nicht fertigstellen. Jetzt wurde die 10. Symphonie mit Hilfe von künstlichen Intelligenz vollendet.

Das Projekt hat der Musik Experte Matthias Röder geleitet, Direktor des Karajan-Instituts in Salzburg. Zusammen mit Experten der künstlichen Intelligenz hat er die Fragmente zu einer Sinfonie vervollständigt. Beethovens zehnte Symphonie wird am 9. Oktober 2021 uraufgeführt.

Dies ist ein interessantes Beispiel für die Zusammenarbeit von Mensch und Maschine. Nicht nur für den Bereich der Musik oder Kunst sondern auch für Unternehmen.

Natürlich gab es keine künstliche Intelligenz “out-of-the-box”, die auf Knopfdruck die zehnte Symphonie vervollständigen kann. Daher wurde zunächst ein KI-Modell, die „Beethoven KI“, mit Werken von Ludwig van Beethoven trainiert. Nicht nur seine Symphonien sondern auch andere Werke wie Klaviersonaten oder Streichquartette wurden dafür genutzt. Und da Beethoven in seiner Zeit auch von anderen Komponisten beeinflusst wurde, wurde die KI zusätzlich mit Werken dieser Komponisten trainiert, z.B. Werke von Johann Sebastian Bach.

Auf dieser Basis konnte die „Beethoven KI“ dann die Fragmente der zehnten Symphonie vervollständigen.

Wo kommt der Mensch ins Spiel? Matthias Röder und sein Team haben die Auswahl getroffen, welche der KI Vorschläge tatsächlich genutzt werden.

Matthias Röder: „Es ist nicht so, dass man auf den Knopf drückt und hinten kommt eine fertige Symphonie raus. Die Komposition des Computers hat zunächst sehr trocken und emotionslos geklungen“.

Ähnlich wie auch GPT-3 aus verschiedenen Wörtern nicht nur einen, sondern mehrere mögliche Texte generiert, so wurden von der „Beethoven KI“ verschiedene Vorschläge für die Vervollständigung der Fragmente gemacht.

Die künstliche Intelligenz allein hat die Sinfonie nicht vollendet. Dazu brauchte es Menschen. Matthias Röder und das Team haben die Vorschläge der künstlichen Intelligenz genutzt, um das Projekt erfolgreich umzusetzen und eine spannende und interessante Symphonie zu erstellen. Der große Vorteil: Sie hatten viele mögliche Varianten zur Verfügung, die alle dem Stil Ludwig van Beethovens entsprachen.

„Jetzt klingt das Stück wie andere Symphonien auch.“ so Röder.

Dieser Ansatz lässt sich auch in anderen Bereichen nutzen. Ob im künstlerischen Bereich als Inspiration für Bild, Musik, Film oder Ton, oder in Unternehmen für neue Produktdesigns oder Innovationen.

Und das Ergebnis? Ist dies jetzt die Sinfonie, die Ludwig van Beethoven so komponiert hätte? Wahrscheinlich nicht. Aber es ist sicherlich eine Symphonie, die Ludwig van Beethoven so hätte komponieren können.

Am 9. Oktober können wir das Ergebnis hören. Ich bin gespannt.

Quellen:

Dr. Robert Friedrich from Deloitte

Nachhaltige Produktion und Ressourceneffizienz werden für Unternehmen zu immer wichtiger. Dabei spielt der Einsatz von künstlicher Intelligenz eine kritische Rolle. Eine neue Studie des VDI zeigt, dass bisher noch wenige Unternehmen KI in diesem Bereich nutzen.

Dabei kann künstliche Intelligenz Unternehmen helfen, Ressourcen wie Material, Energie oder auch Wasser effizienter einzusetzen. Auch die Reduktion von Treibhausgasen ist mithilfe von KI möglich.

Die Studie liefert einige interessante Anwendungsbeispiele.

Die für die Studie interviewten Unternehmen hatten zum Großteil noch keine Erfahrung mit künstliche Intelligenz. Erst 43 % hatten Erfahrung, 57% hatten bisher keine Erfahrung und 30 % hatten keinerlei Pläne dies zu ändern.

Ein wesentliches Problem für die meisten Firmen liegt in dem mangelnden Wissen über die Möglichkeiten der künstlichen Intelligenz und der Schwierigkeit, Experten für die Umsetzung zu finden. Oder KI Lösungen, die in den Unternehmen eingesetzt werden können.

Dies ist ein allgemeines Problem, nicht nur in dem Bereich der Nachhaltigkeit. Eine Studie des Bundeswirtschaftsministeriums im letzten Jahr hat gezeigt, dass in Deutschland nur circa 8 % der Unternehmen schon Erfahrung mit künstlicher Intelligenz gesammelt haben.

Die Vermittlung von Wissen über die Möglichkeiten der künstlichen Intelligenz ist ein kritischer Erfolgsfaktor. Als AI.Hamburg und zusammen mit unseren Partnern bei AI4Germany haben wir uns vorgenommen, diese Herausforderung zu adressieren.

Zum Thema KI und Nachhaltigkeit hat auch PwC im letzten Jahr eine interessante Studie erstellt. Nach Schätzungen dieser Studie könnte die Nutzung von KI für Umweltschutzmaßnahmen im Jahr 2030 bis zu 5,2 Billionen US Dollar zur Weltwirtschaft beitragen. Das wäre ein Anstieg von 4,4 Prozent gegenüber der erwarteten Wirtschaftsentwicklung. Parallel dazu könnte die Anwendung von KI-Hebeln die weltweiten Treibhausgas Emissionen bis 2030 um 4 Prozent reduzieren. Das wären insgesamt 2,4 Gigatonnen CO2-Emissionen – diese Menge entspricht der gesamten erwarteten Emissionsmenge von Australien, Kanada und Japan im Jahr 2030.

Die Nutzung von KI ist nicht nur für Unternehmen ein wichtiges Thema. Es geht uns alle an.

VDI Studie:
https://www.ressource-deutschland.de/fileadmin/user_upload/downloads/studien/VDI-ZRE_Studie_KI-betriebliche-Ressourceneffizienz_Web_bf.pdf

PwC Studie
https://www.pwc.de/de/nachhaltigkeit/kuenstliche-intelligenz-und-nachhaltigkeit-wie-ki-eine-nachhaltige-zukunft-ermoeglichen-kann.html

Das enorme wirtschaftliche Potential, das durch die Nutzung von künstlicher Intelligenz entsteht, wurde 2018 von PwC auf weltweit über 15 Billionen US$ im Jahr 2030 geschätzt. Die Bundesregierung hat 2018 ihre KI Strategie verabschiedet und geht von einem Potential für Deutschland von 430 Mrd € aus (zusätzliches Wachstum im Jahr 2030). Ein wesentlicher Baustein in der KI Strategie ist die Förderung der Nutzung von KI im Mittelstand und kleinen Unternehmen. Eine neue Studie der Bitkom zeigt, dass die Nutzung von KI in deutschen Unternehmen noch sehr langsam vorankommt. Nur 8% aller Unternehmen nutzen KI Anwendungen. Gerade einmal 2 % mehr als letztes Jahr. Dabei sehen 2/3 der Befragten KI als wichtige Zukunftstechnologie, aber mehr als die Hälfte (57 Prozent) hat noch kein Geld für KI ausgegeben – und hat das auch in Zukunft nicht vor. Dies trifft insbesondere auf kleine Unternehmen zu.

Diskussion über KI gewinnt deutlich an Fahrt

Wird KI in Ihrem Unternehmen genutzt oder ist der Einsatz geplant/wird diskutiert?


Quellen: bitkom.org

Dabei ist der Nutzen für Unternehmen schon heute deutlich sichtbar. 8 der 10 wertvollsten Unternehmen der Welt (nach Börsenwert) nutzen KI als zentrale Technologie für ihre Geschäftsmodelle. Unternehmen wie Google, Amazon, Facebook, Apple, Alibaba oder auch Tesla.

Die Nutzung von KI ist nicht auf die große Unternehmen beschränkt. Längst nutzen Mittelständler KI in ihrer Produktion, im Verkauf und Marketing. In der Bitkom Studie wird deutliche, dass größere Unternehmen mit mehr als 500 Beschäftigten deutlich öfter in KI Anwendungen investieren. In einer Studie von Deloitte zum Thema KI im Mittelstand sehen über 2/3 der befragten Unternehmen die Chancen der KI Anwendung für Automatisierung von Prozessen (77%), eine effiziente Nutzung von Daten (72%) und die Beschleunigung von Prozessen (66%).

Aber nicht einmal die Hälfte der Unternehmen sieht das Potential für neue Geschäftsmodelle durch die Anwendung von KI (bei stark digitalisierten Unternehmen liegt der Wert deutlich höher). Dabei sind es gerade diese neuen Geschäftsmodelle, die die Googles und Amazons erfolgreich machen.

Deutschland ist mit dieser Herausforderung nicht allein. Laut einer Studie von Eurostat nutzen 7% der Unternehmen in der EU mit mehr als 10 Mitarbeitern heute KI Anwendungen. Es gibt Länder mit höheren Adaption wie Irland (23%) , Finland (12%) oder Dänemark (11%).

Enterprises using Artificial intelligence


Quellen: ec.europa.eu

Die wesentliche Herausforderung für kleine und mittlere Unternehmen sind neben fehlenden personellen und finanziellen Ressourcen die Frage, wo sich der Einsatz von KI in ihren Unternehmen lohnt und welche Lösungen es dafür gibt.

Hier kann zukünftig ein neuer KI Service helfen. “What can AI do for me” ist ein vom Bundesland Baden-Württemberg gefördertes Projekt, dass dabei unterstützt, die größten Potentiale in Unternehmen für den Einsatz von KI zu erkennen und mögliche Lösungen von Startups und KI Firmen aufzeigt. Dazu ist keine KI Expertise seitens der Unternehmen nötig. Eine semantische “Übersetzung” kann vorhandene Beschreibungen (z.B. von Prozessen im Unternehmen) nutzen, um das Potential für KI zu erkennen und mögliche Lösungen zu finden.


Quellen: whatcanaidoforme.com

Wir unterstützen dieses Projekt aktiv seitens AI.Hamburg und auch mit unseren Partnern von AI4Germany. Dies ist eine von vielen Maßnahmen, um die Nutzung von KI in Deutschland voranzubringen und damit die Zukunftsfähigkeit unserer Unternehmen und unseres Wirtschaftsstandorts zu sichern.

Quellen

Wir sind bereits mitten im Jahrzehnt der Künstlichen Intelligenz (KI). Trotzdem wird diese unaufhaltbare technologische Errungenschaft oft mit Skepsis angesehen und diskutiert. Ist diese Entwicklung wirklich so anders, als die Innovationen der letzten 50 Jahre, die aus unserem aktuellen Leben und der Gesellschaft nicht mehr wegzudenken sind?

Warum es, insbesondere für Europa, so wichtig ist KI anzunehmen, zu verstehen und vor allem den Einsatz des maschinellen Lernens (ML) aktiv voranzutreiben, erklärt Ingo Hoffmann, Geschäftsführer von AI.Hamburg.

Benedikt Evans (source) hat das maschinelle Lernen mit der Einführung der relationalen Datenbank in den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts verglichen. Ein hilfreicher Vergleich. Relationale Datenbankmodelle haben in den siebziger und achtziger Jahren die Effizienz der Datenspeicherung und damit die Möglichkeiten der Software Entwicklung fundamental verändert. Dies wurde zunächst von wenigen Leuten erkannt. Die Gründer von SAP aber haben sich dieser Entwicklung bedient. Standardsoftware wie ERP (Enterprise Resource Management) und CRM (Customer Relationship Management) basieren auf relationalen Datenbanken, wie auch Online Shops und vieles mehr. Firmen, wie SAP oder Amazon, wären ohne relationale Datenbank nicht entstanden. Heute werden relationale Datenbanken von fast allen Unternehmen genutzt – und dabei oft nicht mehr wahrgenommen.

Wir leben in der Informationsrevolution, die gerade 50 Jahre alt ist und auf Innovationen wie PCs, Datenbanken, dem Internet und Smartphones basiert. Die Entwicklungsgeschwindigkeit wird schneller und schneller, da jede Innovation auf der vorangegangenen aufbaut. Das kommende Jahrzehnt markiert den Beginn der Intelligenz-Revolution, das Zeitalter der Künstlichen Intelligenz (KI).

KI und das Maschinelle Lernen schaffen neue Möglichkeiten Daten und Softwares zu nutzen. Dieses Mal ist das Potential viel größer, als bei den Datenbanken. KI bringt uns nicht nur mehr Effizienz – sondern zusätzliche Intelligenz. KI ist nicht neu, die ersten Ansätze gab es schon Mitte des letzten Jahrhunderts. Die Dartmouth Konferenz (source) von 1956 gilt als Geburtsstunde der künstlichen Intelligenz. Aber das maschinelle Lernen hat seinen Durchbruch erst im vergangenen Jahrzehnt geschafft. Insbesondere Deep Learning (source), das die Erkennung von Bildern und Sprache (Alexa, Siri) ermöglicht und 2016 hat AlphaGo (source) den Weltmeister in Go geschlagen – 10 Jahre früher als von allen Experten erwartet.

KI besitzt jetzt das Potenzial, alles zu verändern und andere Technologien zu optimieren. Mit KI können und werden neue Materialien entwickelt. Sie wird die Art und Weise verändern, wie wir lernen. Unsere Interaktion mit der Umgebung und unsere Arbeitswelt wird durch KI verändert. Genauso wird es beeinflussen, wie wir Entscheidungen treffen und die Gesellschaft(en) lenken. Im Gesundheitswesen und dem Kampf gegen Krankheiten wird KI uns neue Wege ermöglichen. Kurz gesagt, sie wird jeden einzelnen Aspekt der menschlichen Existenz und der Gesellschaft erfassen.

Ein weiterer existentieller Bereich für die Nutzung von KI ist die Industrie.

Wir befinden uns in den ersten 10 Jahren dieser neuen Ära, die viele Branchen und Produktkategorien neu definieren wird. Die Grundlagen für die neuen (oder neuen alten) Marktführer werden in diesen Jahren gelegt. Zum Beispiel, will Bosch in Deutschland bis 2025 seine Produkte entweder mit KI entwickeln oder sie werden KI beinhalten. (source)

Auch Analysen und Zahlen belegen das Potential. PwC hat in einer Studie (source) aufgezeigt, dass im Jahr 2030 durch KI ein zusätzliches Wachstum der Weltwirtschaft von 15,7 Billionen US$ erreicht werden kann. Zum Vergleich: China hat 2019 ein Bruttoinlandsprodukt von 14,3 Billionen US$.

Der Markt für KI-basierte Lösungen wächst von knapp 60 Mrd. US$ im Jahr 2019 auf 158 Mrd. US$ im Jahr 2023 (Source IDC, Gartner, PitchBook).

Viele Länder haben eine KI Strategie erstellt und Investitionen geplant, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu sichern und die Entwicklung von KI zu fördern (source). Deutschland hat sein KI Investment in 2020 von 3 Mrd. auf 5 Mrd. € bis 2025 erhöht (source) und legt einen Zukunftsfond auf, 10 Mrd. € für die nächsten 10 Jahre, mit Fokus auf stark wachsende Startups und neue Technologien wie KI und BioTech (source). Die EU plant Investitionen von 2,5 Mrd. € für KI bis 2027 (source). China will bis 2030 die führende KI Nation weltweit werden – in Forschung, Innovation und Anwendungen. Dafür werden national und regional Milliarden $ investiert. Die nationalen Zahlen sind nicht veröffentlicht, aber allein 2 Regionen (Shanghai, Tianjin) haben jeweils 15 Mrd. US$ an KI Investments geplant (source). Saudi Arabien will 30 Mrd. US$ bis 2030 in das Thema KI investieren (source).

Selbst die USA, die sich bisher auf die Stärke ihrer Universitäten in der KI Forschung und privater Investitionen durch Google, Amazon, Facebook, Apple und Co.) verlassen haben, stärken die öffentlichen KI Investitionen. Am 1. Januar 2021 hat der Kongress im Rahmen des National Defense Authorization Acts auch ca. 6.5 Mrd. US$ für die KI Forderung im nicht-militärischen Bereich beschlossen (source).

Es passiert viel, oft sind diese Entwicklungen im täglichen Leben aber schwer zu erkennen.

Wir nutzen KI täglich mit unseren Smartphones (Gesichtserkennung, Siri und Alexa), der Google Suche oder beim Online Shopping (Recommendations). Das ist so normal, dass wir die KI nicht mehr sehen. Andererseits, ist KI von Science Fiction Bildern geprägt (Terminator) oder als Jobkiller verschrien (die Roboter übernehmen alle Jobs). In vielen Unternehmen ist KI noch nicht angekommen. Da KI nicht immer eine “sichtbare” Technologie ist, wie zum Beispiel Smartphones, zeigen sich die Möglichkeiten in der Arbeitswelt erst langsam.

Viele Projekte in Unternehmen sind heute noch Tests, sogenannte Proof of Concepts. Das Thema KI wird oft als Hype angesehen, was zum Teil stimmt. Gartner zeigt in dem KI Hype Cycle (source), dass viele der KI Technologien momentan auf dem Höhepunkt des Hypes sind, oder sich auf dem Weg in das Tal der Desillusion befinden.

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Credit: Gartner

Es wird aber auch deutlich, dass in den nächsten 2-5 Jahren viele dieser Technologien, wie Machine Learning, Deep Neural Networks, Chatbots oder Computer Vision, das Plateau der Produktivität erreichen.

In den nächsten Jahren werden immer mehr KI-basierte Lösungen und Unternehmen entstehen, die den bisherigen Ansätzen überlegen sind.

Wir können dies im Bereich der B2C Lösungen bereits heute sehen. Firmen wie Google, Amazon, Apple, Facebook oder in China, Tencent und Alibaba, sind führend in der Nutzung (und der Weiterentwicklung) von KI. Ihr Markterfolg beruht wesentlich auf der strategischen Nutzung von KI in allen Bereichen.

Sie sind damit zu den wertvollsten Unternehmen (nach Börsenwert) weltweit geworden und die besten Beispiele für die Gewinner der Internet-AI-Welle.

Kai-Fu Lee, ein bekannter KI Forscher und heutiger Investor, hat in seinem 2018 veröffentlichten Buch “AI Superpowers” vier Wellen der KI Adaption aufgezeigt:

Die erste Welle basierte auf der Nutzung von Konsumentendaten, beispielsweise für Empfehlungen in Online Shops, Suchmaschinen oder personalisiertes Marketing. Diese Welle liegt hinter uns. Hier sind die Karten vergeben, der Vorsprung der Unternehmen in USA und China ist nicht aufzuholen.
Die zweite Welle ist in Bewegung und basiert auf der Nutzung von Unternehmensdaten. Hier gibt es noch keine klaren Gewinner und Europa hat gute Chancen, hier erfolgreiche Firmen zu entwickeln.

Die dritte Welle basiert auf den beiden vorherigen und fügt die reale Welt hinzu – durch Nutzung von Sensoren und den Möglichkeiten der KI zu “sehen”, zu “hören” und Sprache “zu verstehen”. Von persönlichen KI Assistenten bis zu intelligenten Fabriken. Wir stehen am Beginn dieser Welle, die für Europa und unsere Industrie eine entscheidende Rolle spielen kann. Industrie 4.0 wurde als Konzept in Deutschland erfunden (source), jetzt können wir das Potential unserer Wirtschaft und unserer Forschung nutzen, um führende Unternehmen und Lösungen für die Zukunft zu entwickeln.

Die vierte Welle bringt die autonomen Systeme und Maschinen. Hier liegt das größte Potential und die größten Veränderungen für Industrie und unseren Alltag.

(Nebenbemerkung des Autors: “Kai-Fu Lee ist sehr skeptisch, was die KI Entwicklung in Europa betrifft. Er sieht primär China und USA als die Gewinner. Da stimme ich nicht mit ihm überein! Wir müssen das Potential in Europa aber jetzt nutzen.”).

All dies wird sich in den nächsten 10 Jahren entwickeln. Die Wellen werden schneller kommen, als viele momentan glauben. Wir haben es mit einem exponentiellen Wachstum zu tun.

Daten sind die Grundlage für den produktiven Einsatz von KI. In den nächsten Jahren wird die verfügbare Datenmenge exponentiell wachsen. IDC (source) prognostiziert, dass im Jahr 2025 eine Datenmenge von 175 Zettabytes produziert wird (Vergleich 2018: 33 Zettabytes). Davon werden 90 Zettabytes von smarten Sensoren kommen. 75% der Weltbevölkerung werden täglich mit Daten interagieren und dabei alle 18 Sekunden eine Interaktion auslösen. Verbunden mit den immer produktiveren KI Technologien (siehe Gartner Hype Cycle), die in den nächsten Jahren zur Verfügung stehen, führt dies zu einem exponentiellen Anstieg der KI basierten Anwendungen.

Dabei haben wir noch nicht berücksichtigt, dass auch die KI Forschung sich schnell weiterentwickelt, getrieben durch die großen Investitionen in den Industrieländern. Viele KI Technologien, die in 10 Jahren genutzt werden, sind heute noch nicht “erfunden”. Aber allein die heute bekannten KI Möglichkeiten werden die hier beschriebenen Entwicklungen in diesem Jahrzehnt ermöglichen.
Daraus ergibt sich ein fantastisches Potential für Investoren, in die zukünftigen Marktführer zu investieren. Es zeigt die Notwendigkeit für Unternehmen aller Branchen und Größen, sich mit dem Thema und Potential von KI zu beschäftigen. Und es besser heute als morgen aktiv zu nutzen. Es werden neue Geschäftsmodelle entstehen. Entrepreneurship wird wichtiger denn je. Neue Jobs entstehen, eine Zusammenarbeit von Mensch und KI wird Normalität. Als Gesellschaft müssen wir besser verstehen, welche Möglichkeiten und Veränderungen KI bringt und wie wir damit umgehen. Neue Risiken entstehen, für Unternehmen, Nutzer und Gesellschaften. Diese müssen erkannt und adressiert werden. Es wird neue Regulierungen brauchen, die aber das Innovationspotenzial von KI nicht von vornherein beschränken sollten.

Kurz: es gibt viel zu tun.

Genau wie bei der relationalen Datenbank, wird in 10 Jahren niemand mehr sagen, eine Lösung oder eine Maschine nutzt KI. Dies wird normal sein. Aber bis dahin ist noch ein langer Weg.
Ähnlich wie in den 1970 Jahren nicht klar erkennbar war, dass SAP eines Tages ein Weltmarktführer werden wird, ist heute noch nicht klar absehbar, welche neuen KI Geschäftsideen und welche KI Startups die nächsten Weltmarktführer werden.

Wir überschätzen die kurzfristigen Möglichkeiten neuer Technologien wie KI. Erwartungen werden enttäuscht und die Technologie als Hype abgetan. Dabei unterschätzen wir aber die langfristigen Möglichkeiten (man denke an den Internet Hype der 2000er Jahre). Bei einer sich exponentiell entwickelnden Technologie wie der künstlichen Intelligenz ist das ein entscheidender Fehler, den wir vermeiden müssen.

Wie alle grundlegenden Technologien wird KI und das Maschinelle Lernen sich entwickeln. Von einer Neuheit über die allgemeinen Verbreitung wird es in 10 Jahren als unverzichtbarer Bestandteil unsichtbar werden. Wie Strom oder Datenbanken vorher. Nur wird es schneller ablaufen als jemals zuvor.

Mit Weiterbildung Künstliche Intelligenz verstehen und einsetzen lernen

53% der Deutschen sehen den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) positiv. Das ist eines der Ergebnisse des KI Zukunftskompass der Robert Bosch GmbH. Dafür wurden 1.000 Deutsche ab 18 Jahren repräsentativ im August 2020 online von der Gesellschaft für Innovative Marktforschung mbH (GIM) befragt. (Quelle)

Besonders der Einsatz von KI in Industrie und Produktion wird von einer deutlichen Mehrheit befürwortet. Effizienz, Fortschritt, bessere Arbeitsergebnisse, aber auch mehr Freizeit sind dabei Erwartungen, die mit dem Einsatz von KI positiv verbunden sind.

Auf der anderen Seite, gibt es aber auch eine große Anzahl von Menschen, die dem Einsatz von KI skeptisch gegenüber stehen. Hier stehen Themen wie Überwachung, Kontrollverlust, fehlender Datenschutz oder unethische Entscheidungen im Zentrum der Befürchtungen.

KI ist eine der wichtigsten technologischen Entwicklungen dieses Jahrzehnts. Es ist ein strategisches Thema für Politik und viele Unternehmen. Allein in Deutschland erwartet die Bundesregierung ein zusätzliches Wachstum von 430Mrd. € bis 2030 durch den Einsatz von KI (Quelle)

Die Entwicklung und Adaption von KI basierten Lösungen hängt entscheidend davon ab, dass Menschen sie auch einsetzen. Es ist daher von entscheidender Bedeutung, dass möglichst viele Menschen zumindest ein Grundverständnis haben, was KI eigentlich ist. Dies gilt sowohl in Unternehmen als auch in unserer Gesellschaft. Nur dann können wir in der Gesellschaft die notwendigen Debatten führen (z.B. über Regulierung oder Ethik). Nur dann werden die Mitarbeiter in den Unternehmen die KI Lösungen produktiv nutzen.

Wie wichtig dies gerade für Unternehmen ist, zeigt eine Studie von BCG: nur 10% der Unternehmen, die KI einsetzen, erzielen dadurch bisher einen substantiellen finanziellen Vorteil. Ein wesentlicher Faktor für einen finanziellen Erfolg beim Einsatz von KI ist die Fähigkeit einer Organisation zum Lernen mit KI. Mit dem organisatorischen Lernen steigt die Wahrscheinlichkeit, dass eine Organisation von signifikanten finanziellen Vorteilen berichtet. Dies gilt für das systematische und kontinuierliche Lernen zwischen Mensch und Maschine, wie auch für die Entwicklung von Möglichkeiten für die Interaktion von Mensch und Maschine. (Quelle)

All dies setzt voraus, dass bei den Menschen ein Grundverständnis und eine positive Grundhaltung für den Einsatz von KI vorhanden ist.

Die Förderung dieses KI Wissens ist ein wichtiger Faktor für die erfolgreiche Nutzung von KI in Deutschland und Europa. Dies ist eine Aufgabe für die Politik genauso wie für jedes Unternehmen. Es gibt viele gute Angebote für KI Trainings, die zum Teil auch öffentlich gefördert werden und kostenfrei zur Verfügung stehen. Jetzt brauchen wir Initiativen, die dies auch in die Unternehmen und zu den Menschen tragen und dafür sorgen, dass im nächsten KI Zukunftskompass (oder ähnlichen Umfragen) ein größeren Teil der Bevölkerung mehr Verständnis und dadurch ein positives Bild von KI hat.

Im Nachfolgenden ein paar Links zu guten kostenlosen Onlinekursen zur Weiterbildung:

Corona und KI – Warum Firmen jetzt noch stärker in das Thema Künstliche Intelligenz investieren sollten.

Es ist kein Geheimnis, dass der Einsatz von künstlicher Intelligenz in Unternehmen ein enormes wirtschaftliches Potenzial bietet. 2017 hat PWC einen Wert von fast 16 Billionen US$ an zusätzlichem Wachstum durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz weltweit bis 2030 ausgewiesen.

Einige Unternehmen profitieren davon schon heute. Sieben der 10 am höchsten bewerteten Unternehmen nutzen künstliche Intelligenz als zentralen Bestandteil ihrer Strategie. Firmen wie Alphabet, Amazon, Facebook oder Alibaba.

Es ist erstaunlich und auch erschreckend, dass laut einer Studie des Bundeswirtschaftsministeriums in Deutschland nur knapp 6 % der Unternehmen Anwendungen der künstlichen Intelligenz aktiv nutzen (Stand Ende 2019). Selbst in den Branchen mit der höchsten Nutzung wie zum Beispiel der Informations- und Kommunikationstechnologie sind es nur knapp 18 %. Eine Umfrage des IT Verbands Bitcom hat gerade gezeigt, dass in sieben von zehn Geschäftsführungen in Deutschland der Einsatz von KI Technologie weder geplant noch diskutiert wird.

Was hat das mit Corona zu tun?

Zum einen zeigt sich in diesen Tagen, wie wichtig das Thema Digitalisierung und darauf aufbauend künstliche Intelligenz ist. Unternehmen, die diese Themen schon länger vorantreiben , sind im Vorteil. Gleichzeitig gibt es durch die krisenbedingt kritische finanziellen Situation in vielen Unternehmen eine Tendenz , Investitionen auch in Zukunftsthemen zurückzustellen. Das betrifft natürlich auch das Thema künstliche Intelligenz. Und das ist ein Problem. Denn wer heute schon aktiv künstliche Intelligenz nutzt wird in der Zukunft noch stärker davon profitieren. Warum?

Durch Corona und den verstärkten Einsatz beispielsweise von Videokonferenzen und digitalen Medien werden heute viel mehr Daten produziert als noch im letzten Jahr. Diese sind Grundlage für Anwendungen der künstlichen Intelligenz. Diese Daten fördern die Möglichkeiten der Firmen , die heute schon sehr aktiv KI nutzen . Man kann davon ausgehen , dass Firmen wie z.B. Amazon massiv davon profitieren, dass heute durch Corona viel mehr Menschen online aktiv sind. Amazon profitiert nicht nur durch den steigenden Umsatz des Online Handels in der Corona Krise. Amazon profitiert insbesondere durch die zusätzlichen Daten, die für das Training ihrer KI Anwendungen genutzt werden können.

Anders ausgedrückt : die Firmen, die KI heute noch nicht aktiv nutzen, werden morgen noch schneller zurückfallen.

Der bekannte KI Experte Kai-Fu Lee erwartet durch Corona einen deutlichen Anstieg der Nutzung von KI, wie er in einem Interview mit Bloomberg erklärte. Nach seiner Schätzung haben zwei Monaten der Corona Krise die Digitalisierung und die Daten von zwei Jahren vor Corona realisiert . Und dies ist erst der Anfang.

Was folgt daraus? Gerade jetzt ist es wichtig in das Zukunftsthema künstliche Intelligenz zu investieren. In das Wissen und das Verständnis der Möglichkeiten, die KI den Unternehmen bietet. In die Umsetzung von ersten Projekten. In die aktive Nutzung von KI in den vorhandenen Prozessen. Und in neue KI basierte Produkte und Services.

 


Links:

Durch die Corona-Krise sind viele Mitarbeiter zur Zeit im Homeoffice und zahlreiche Unternehmen haben zu Kurzarbeit-Maßnahmen gegriffen. Dadurch gibt es für viele Mitarbeiter die Möglichkeit, sich mit dem Thema künstliche Intelligenz zu beschäftigen.

KI ist eine der wichtigsten Technologien dieser Dekade und sie wird unser privates und berufliches Umfeld massiv verändern. Noch gibt es nicht genug Verständnis und Wissen über diese so wichtigen Technologien bei den meisten Mitarbeitern.

Maßnahmen zur Online-/ Remote-Weiterbildung im Bereich KI würden daher helfen, die Fähigkeiten und das Know-how in diesen Bereichen während der Krisensituation aufzubauen und weiterzuentwickeln. Dies wird sowohl den Unternehmen als auch den Mitarbeitern und dem Arbeitsmarkt zugute kommen.

Es gibt schon heute qualitativ hochwertige Online- Ressourcen zum Thema KI, die teilweise kostenlos zur Verfügung gestellt werden. Man muss sie nur kennen.

Daher haben die Initiativen ARIC (Artificial Intelligence Center Hamburg e.V.) und AI.HAMBURG (AI for Hamburg GmbH) ein White Paper erstellt mit Empfehlungen zu KI-Online Kursen, Büchern und Berichten zur Weiterbildung von Mitarbeitern und jedem, den es interessiert.

Alle sind auch eingeladen, die Liste zu ergänzen, so dass möglichst viele gute Online Ressourcen zur Verfügung gestellt werden können: einfach eine E-Mail an info@ai.hamburg schicken. Auf unserer Webseite finden Sie im Bereich Insights die neusten Informationen.

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